Terror-Anschlag: Warum der ukrainische Geheimdienst und nicht ISIS der Hauptverdächtige ist
Von Andrew Korybko
Seit dem Terroranschlag am vergangenen Freitag in der Crocus Konzerthalle in Moskau, gibt es Spekulationen darüber, ob ISIS-K (K für Khorasan) tatsächlich dafür verantwortlich war, wie die terroristische Gruppierung behauptet hat, oder ob der ukrainische Militärgeheimdienst GUR den Anschlag inszeniert hat – unter dem Deckmantel, dass sich seine Agenten als Mitglieder von ISIS-K ausgeben. Die Mainstream-Medien griffen umgehend das erste Szenario auf und verbreiteten es, während sie gleichzeitig ihr Möglichstes tun, um das zweite Szenario zu diskreditieren und als unglaubwürdig darzustellen. Doch ein Blick auf die Geschichte des Terrors des GUR und seine Verbindungen zu radikalen Islamisten zeigt, dass er nicht über jeden Verdacht erhaben ist.
Der GRU war der Drahtzieher bei der Ermordung von Darja Dugina im Sommer 2022, stand hinter dem Bombenanschlag mit einem mit Sprengstoff gefüllten Lastwagen auf die Krimbrücke im Herbst 2022. Er war auch für die Ermordung von Wladlen Tatarski im Frühjahr 2023 und die grenzüberschreitenden Terroranschläge des sogenannten "Russischen Freiwilligenkorps" im vergangenen Jahr verantwortlich. Zudem steht der GUR mit krimtatarischen Terroristen und mit dem IS verbündeten tschetschenischen Terroristen in Verbindung. Auch die CIA ist mit diesen terroristischen Handlungen und Gruppen verbunden, nachdem die Washington Post im vergangenen Herbst berichtet hatte, dass die CIA den GUR nach 2014 von Grund auf neu aufgebaut habe.
Der heutige GUR ist somit ein Produkt der CIA, die mit ihren Schützlingen in Kiew sicherlich alle Erfahrungen teilt, die sie während des anhaltenden Hybriden Krieges gegen Syrien sammeln konnte, ganz zu schweigen von den Kontakten der CIA zu Terroristen. Durch diese akribische Kultivierung erlangte der derzeitige Chef des GUR, Kyrylo Budanow, seinen Blutdurst, den er im vergangenen Frühjahr zur Schau stellte, als er erklärte: "Wir haben Russen getötet und wir werden weiterhin Russen überall auf der Welt töten, bis zum vollständigen Sieg der Ukraine."
So tödlich der GUR im vergangenen Jahrzehnt auch geworden ist, so sind sie immer noch eine billige Kopie der CIA, weshalb zu erwarten ist, dass er von Zeit zu Zeit schlampige Fehler macht. Dies ist relevant, wenn es um den jüngsten Terroranschlag in Moskau geht, nachdem ISIS-K die Verantwortung übernommen hatte, und dabei eine von ISIS längst nicht mehr benutzte grafische Vorlage verwendete, was darauf hindeutet, dass zunächst jemand anderes im Namen von ISIS die Urheberschaft des Terroranschlags beanspruchte, sich ISIS-K dann aber opportunistisch dazu bekannte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Angesichts der terroristischen Vergangenheit und der Verbindungen zu radikalen Islamisten war der ursprüngliche mysteriöse Bekenner wohl der GUR.
Was wahrscheinlich passiert ist, ist, dass sich die Agenten des GUR als Mitglieder der Terroristengruppe ISIS-K ausgaben, um alles glaubhaft leugnen zu können, falls der geplante Anschlag vereitelt oder die Terroristen später lebend gefasst werden sollten. Einer der tadschikischen Angreifer, die sich in jenem Auto befanden, das in Richtung ukrainische Grenze flüchtete, behauptete nach seiner Gefangennahme, die Gruppe sei erst vor einem Monat von den Kuratoren eines radikalen Telegram-Kanals angeworben worden, um den Angriff mit bereits in Moskau hinterlegten Waffen und Munition durchzuführen, gegen eine Zahlung auf die Debitkarten der Täter von etwa je 5.000 US-Dollar.
Diese Tadschiken wurden wahrscheinlich von der GUR gezielt ausgewählt, da nicht wenige von ihnen, aufgrund des Erbes des islamistisch inspirierten Bürgerkriegs in Tadschikistan in den 1990er-Jahren, für religiösen Radikalismus empfänglich sind. Zudem grenzt Tadschikistan an Afghanistan, wo sich das Hauptquartier von ISIS-K befindet, und tadschikische Staatsbürger genießen das Privileg einer visumfreien Einreise nach Russland. Dementsprechend wurden sie angeblich über einen radikalen Telegram-Kanal rekrutiert, die Beteiligung von ISIS-K scheint nicht völlig unwahrscheinlich, und sie konnten ohne Probleme und mit minimalen Kontrollen nach Russland einreisen.
Die Angreifer waren allerdings nicht radikal genug, einen Selbstmordanschlag zu verüben, eine Vorgehensweise, für die ISIS-K bekannt ist. Aber sie besaßen immer noch ausreichend Verständnis für die Ideologie dieser Gruppe, um gegen Geld diese terroristische Mission auszuführen. Dies erklärt, warum sie vom Tatort flohen, nachdem sie Dutzende Menschen mit Maschinengewehren umgebracht und die Konzerthalle in Brand gesteckt hatten – was im Gegensatz zu dem steht, was ein Mitglied von ISIS-K jemals tun würde.
Hätten sie die Ukraine erreicht, wo sie, gemäß dem russischen Sicherheitsdienst FSB, einen Kontakt hatten – Präsident Putin sagte, dass "ein Fluchtfenster für sie vorbereitet worden sei, um über die Grenze zu gelangen" –, dann wären sie wahrscheinlich von Agenten des GUR liquidiert worden, um alle Spuren zu vertuschen. Es sollte nicht vergessen werden, dass der GUR von der CIA gelernt hat, wie man Terrorismus betreibt. Die CIA wiederum hat diese Praxis in den vergangenen 13 Jahren in Syrien während des dort geführten Hybriden Krieges perfektioniert. Aber der GUR ist immer noch ein billiger Abklatsch der CIA, und das ist auch der Grund, weshalb er drei schlampige Fehler gemacht hat.
Der erster Fehler bestand darin, Menschen zu rekrutieren, die nicht bereit waren, am Ort des Terroranschlags ihr Leben zu lassen. Dies führte dazu, dass die Angreifer gefasst werden konnten und dadurch ans Licht kam, dass sie im gegen Geld rekrutiert wurden. Dies ist eines der Anzeichen dafür, dass ISIS-K nicht hinter dem Terroranschlag steckte, da dessen fanatischen Mitglieder es immer darauf anlegen, als "Märtyrer" zu sterben. Dementsprechend deutet die Tatsache, dass dieser Fehler gemacht wurde, darauf hin, dass der GUR seine Terrorpläne unter allen Umständen in die Tat umsetzen wollte.
Der zweite Fehler bestand darin, dass der GUR die Angreifer nicht instruierte, nach dem Angriff in eine "sichere Unterkunft" zu fliehen, um dort einen Kontaktmann zu treffen, der ihnen anschließend helfen würde, die russisch-ukrainische Grenze zu erreichen (der sie aber in Wirklichkeit töten würde, sobald sie sich treffen, um alles zu vertuschen). Dies führte dazu, dass die Angreifer in Richtung der ukrainischen Grenze flohen und so jedem deutlich machten, dass sie zumindest das Gefühl hatten, dort Zuflucht zu finden, was Russlands Behauptung einer ukrainischen Beteiligung für viele Skeptiker im Westen wesentlich glaubhafter machte.
Und schließlich bestand der dritte Fehler darin, dass der GUR eine veraltete grafische Vorlage nutzte, um den Anschlag im Namen von ISIS-K zu beanspruchen, von dem sie richtigerweise erwartet hatten, dass dieser opportunistisch die Urheberschaft beanspruchen würde, um an Einfluss zu gewinnen. Damit offenbarte der GUR jedoch, dass die ISIS-K selbst keine Rolle bei der Organisation des Terroranschlags gespielt hatte, andernfalls wäre für das Bekennerschreiben die aktuelle grafische Vorlage zur Anwendung gekommen. Zusammengenommen widersprechen diese drei schlampigen Fehler dem Narrativ der Mainstream-Medien und haben stattdessen die Aufmerksamkeit auf den GUR gelenkt.
Vor dem Hintergrund der terroristischen Vorgeschichte des GUR und seinen Verbindungen zu radikalislamischen Gruppierungen, so zeigt dies, dass Kiew über die Fähigkeiten und die Absicht verfügt, einen terroristischen Anschlag wie jener auf die Crocus Konzerthalle durchzuführen. Es zeigt auch, dass der GUR über das erforderliche Wissen und die Ressourcen verfügt, um sich online als terroristische Gruppierung auszugeben und willens ist online Attentäter zu rekrutieren. Dies alles zusammengenommen setzt den GUR an die Spitze der Gruppe der Verdächtigen, die hinter dem Terroranschlag in Moskau stehen.
Aus dem Englischen
Andrew Korybko ist ein in Moskau ansässiger amerikanischer Politologe, der sich auf die US-Strategie in Afrika und Eurasien sowie auf Chinas Belt & Road-Initiative, Russlands geopolitischen Balanceakt und hybride Kriegsführung spezialisiert hat.
Mehr zum Thema – Moskau: Drei weitere Terrorverdächtige des Anschlags vom Freitag in Untersuchungshaft
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.