Nahost

Israelischer Ex-Premier bei Gaza-Interview: "Was ist los mit Ihnen? Sie hören mir zu, jetzt sofort!"

Der britische Sender Sky News interviewte den ehemaligen israelischen Premierminister Naftali Bennett. Im Verlauf des Gesprächs vermittelte dabei Bennett den Zuschauern nachdrücklich und anmaßend seine Unzufriedenheit mit dem Gesprächsverlauf. Der Moderator musste ermahnen: "Das ist meine Sendung".
Israelischer Ex-Premier bei Gaza-Interview: "Was ist los mit Ihnen? Sie hören mir zu, jetzt sofort!"© Screenshot: X/Chay Bowes

Der britische 24-Stunden-Nachrichtenkanal Sky News präsentierte am 12. Oktober via Live-Schaltung seinen Zuschauern den ehemaligen israelischen Premierminister Naftali Bennett im Rahmen eines rund sechsminütigen Interviews. Das Thema waren die aktuellen Ereignisse in Israel und dem Gazastreifen. Zum Ende des Interviews reagierte dabei der Politiker anmaßend und ausfallend gegenüber dem Moderator.

Der Sender informiert einleitend auf seiner Webseite zu dem brisanten Gesprächsverlauf:

"Der ehemalige israelische Premierminister Naftali Bennett hat gegenüber Sky News erklärt, dass sich das israelische Militär derzeit auf die "Ausrottung der Hamas" konzentriere. Das Interview wurde jedoch durch Fragen zu möglichen zivilen Opfern im Gazastreifen aufgeheizt."

Zu Beginn des Interviews möchte Moderator Kamali Melbourne von Bennett erfahren, wie die "nächsten Schritte" des israelischen Militärs gegen die Palästinenserorganisation Hamas aussähen. Bennett erklärt, dass die Armee dabei sei, "so viele Terroristen der Hamas wie nur möglich zu töten", die sich zurzeit noch auf israelischen Boden befänden. Wörtlich fährt Bennett fort mit der Feststellung:

"Der nächste Schritt ist die Ausrottung dieser Nazi-Hamas."

Die Organisation stelle für Bennett einen "Feind der Zivilisation" dar. Den Begriff "Nazis" wähle er bewusst, da die Hamas "genau dieselbe Ideologie" umsetze wie die Nationalsozialisten im Dritten Reich. Spreche man aktuell über Hamas-Mitglieder, spreche man über "Monster", so Bennett weiter.

Die nüchterne Stimmung bei Bennett beginnt langsam zu kippen, als der Moderator es wagte zu fragen, wie die israelische Armee (IDF) gewährleisten könne, dass bei den angekündigten Vergeltungsaktionen nicht die palästinensische Zivilbevölkerung zu Schaden komme. Bennett geht auf diese Frage nicht weiter ein, um demgegenüber die Sky-News-Zuschauer darauf hinzuweisen, dass die gesamte israelische Nation die militärischen Aktionen unterstütze. Dabei nannte er das Beispiel einer von Palästinensern ermordeten israelischen Familie, wobei er ein Foto in die Kamera hielt. Der Moderator unterbricht ihn bei diesen Ausführungen nicht. Wörtlich teilte Bennett mit:

"Jeder Israeli will hingehen, kämpfen, zuschlagen und diese Terroristen töten. Wir werden zurückschlagen, wie sie es noch nie gesehen haben."

Nach der unmittelbaren Anschlussfrage des Moderators verlor Bennett dann so langsam die Contenance:

"Was glauben Sie, Herr Bennett, welche Verantwortung hat die israelische Armee jetzt, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Familien auseinandergerissen werden, dass es nicht noch mehr unschuldige Opfer gibt? Und ich spreche explizit von palästinensischen Familien in Gaza."

Bennett antwortete, dass die israelische Armee "nie absichtlich" Zivilisten in Gaza attackieren würde. Allen Bewohnern, die sich in Gebäuden der Hamas-Organisation oder in der Nachbarschaft aufhielten, würde vorab mitgeteilt, dass "Aktionen" durchgeführt würden, also diese Einrichtungen zeitnah zerstört werden. Bennett wörtlich:

"Wenn die Hamas beschließt, ihre eigenen Leute zu ermorden, indem sie sie als menschliche Schutzschilde benutzt, dann ist die Hamas für die Ermordung dieser Palästinenser verantwortlich."

Der Moderator möchte über eine weitere Frage dann erfahren, wie es "mit den Menschen, den Palästinensern" in Krankenhäusern aussehe, "mit den Babys in Inkubatoren", die abgeschaltet werden müssten, weil: "Die Israelis schalten die Stromzufuhr nach Gaza ab". Bennett reagierte echauffiert und mit erregter Stimme:

"Fragen Sie mich ernsthaft immer wieder nach palästinensischen Zivilisten? Was ist los mit Ihnen? Haben Sie nicht gesehen, was passiert ist? Wir bekämpfen Nazis. Wir zielen nicht auf sie. Jetzt kann die Welt kommen und ihnen alles bringen, was sie wollen, wenn sie ihnen Strom bringen wollen. Ich füttere meine Feinde nicht mit Strom oder Wasser! Wenn jemand anderes das tun will, gut."

Der Moderator versuchte während Bennetts Ausführungen seinen Standpunkt weiter zu erläutern, wurde jedoch von dem Politiker mit der anmaßenden Aufforderung unterbrochen:

"Nein, Sie hören mir zu, jetzt sofort! Ich habe Ihnen genug zugehört."

Daraufhin erinnert der Moderator Bennett daran, dass gerade ein "Gespräch stattfindet", zudem: "Das ist meine Sendung, und ich stelle hier die Fragen." Bennett möge seine Stimme zudem senken. Der Politiker redet dabei ununterbrochen weiter, größtenteils schwerer verständlich, dabei jedoch erneut anmaßend mit zusätzlichem Fingerzeig an den Moderator gerichtet:

"Schande über Sie."

Der Moderator bediene laut Bennett "das falsche Narrativ", er interessiere sich mehr für das Leid der Palästinenser und stelle diesbezügliche Fragen. Israel bekämpfe "Nazis", daher stellte Bennett provokativ den Vergleich her, dass, als Großbritannien gegen die "Nazis im 2. Weltkrieg kämpfte, niemand fragte, was in Dresden los ist". Die Deutschen hätten "London angegriffen und sie haben Dresden angegriffen", so Bennett erregt, um sich erneut mit drohendem Finger an den Moderator zu richten:

"Also schämen Sie sich, wenn Sie mit diesem Narrativ weitermachen." 

Der souveräne Moderator erinnert Bennett schließlich daran, dass er ein Journalist sei, der Fragen stelle, und kein "Militär". Ob dies der Interviewgast akzeptiere oder "mich weiterhin anschreien wolle?". Bennett wiederholte daraufhin erneut seine Darlegungen zum Thema unterstellter "menschlicher Schutzschilde" seitens der Hamas, bevor der Sky-News-Moderator das Gespräch schlussendlich spontan beendete.

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