Russland

Neuverfilmung von "Nürnberg" – ein unterschiedlicher Blick auf Kriegsverbrechen

Anfang März kam der Film Nürnberg in die Kinos in Russland. Dass die Geschichte des Tribunals zu den Naziverbrechen neu verfilmt wurde, ist kein Zufall. Russland sammelt Beweise für ukrainische Kriegsverbrechen. Berlin leugnet diese. Stattdessen klagt man Russland an.
Neuverfilmung von "Nürnberg" – ein unterschiedlicher Blick auf KriegsverbrechenQuelle: www.globallookpress.com © MFA Russia

Es gibt keine Hollywood-Produktionen mehr in Russland zu sehen. Hollywood boykottiert den russischen Markt und möchte damit ein Zeichen gegen den Krieg setzen. Die Nische, die durch die moralische Hybris ausgerechnet der US-amerikanischen Filmindustrie geschaffen wurde, wurde schnell gefüllt. In der Folge produziert Russland Filme wieder vermehrt selbst. Der Rückzug der US-Filmbranche vom Markt sorgt in Russland für einen regelrechten Boom. 

Ein Film, der Anfang März in die russischen Kinos kam, trägt den Titel "Nürnberg". Das Werk ist dokumentarisch gehalten. Es geht um die Nürnberger Prozesse, die juristische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden. 

Die Themenwahl mag in Deutschland verwundern, schließlich sind es doch dieses Mal Deutschland und die EU, die sich ganz sicher sind, dass in diesem Konflikt Russland auf die Anklagebank gehört. Man plant, die Verantwortlichen für russische Kriegsverbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Von einem Sondertribunal ist die Rede, der Internationale Strafgerichtshof bereitet Anklagen gegen russische Staatsbürger vor.

Genannt werden in diesem Zusammenhang immer Butscha, die Gräber in Isjum, Vergewaltigungen und Folter durch russische Soldaten. In Berlin ist man sich sicher, dass Russland in der Ukraine schwerste Kriegsverbrechen begeht. 

Über die Kriegsverbrechen der Ukraine schweigen deutsche Medien hingegen. Deutsche Medien verschweigen auch, dass Russland alle von der Ukraine begangenen Verbrechen dokumentiert, untersucht und zur Verwendung in einem späteren Tribunal archiviert. 

Die Liste ist umfassend: Systematische Verstümmelung russischer Kriegsgefangener, täglicher Beschuss von Zivilisten und ziviler Infrastruktur in den Donbassrepubliken mit westlichen Waffensystemen, Folter von Kriegsgefangnen, extralegale Tötungen, Einsatz international geächteter Anti-Personenminen gegen Zivilisten, Vergewaltigungen und Racheakte an der russischsprachigen Bevölkerung, Terrorakte gegen Amtsträger. Die Liste ließe sich fortsetzen. In Deutschland hört man von all dem nichts. 

Der Westen beruft sich bei seinen Vorwürfen gegen Russland auf Aussagen der Ukraine und auf einen UN-Bericht, der den Zeitraum Februar und März 2022 untersucht hat. Allerdings nicht in Donezk, Lugansk und Mariupol, sondern in der Region Kiew, Sumi und Charkow. Dort hätten russische Streitkräfte, aber auch das ukrainische Militär Kriegsverbrechen begangen, sagen die UN-Experten. Von Russland bereitgestellte Dokumente wurden nicht berücksichtigt. Das delegitimiert zwar nicht automatisch den Bericht, aber es lässt die Untersuchung einseitig und gesteuert wirken. 

Was die russische Neuverfilmung der Geschichte des Kriegsverbrechertribunals deutlich macht, ist, dass Russland in der Ukraine die Geschichte sich wiederholen sieht. Der Faschismus ist zurück und mit ihm die Verbrechen der Faschisten. Dass die Beweise und Dokumente im Westen nicht zur Kenntnis genommen, ukrainische Kriegsverbrechen schlicht geleugnet werden, macht das nicht besser. Im Gegenteil wird die einseitige Haltung in dieser Frage im Kontext der Kriegsunterstützung gesehen und ebenfalls als verbrecherisch eingeordnet. Man sollte das gerade in Deutschland gut und tief verstehen. 

Neben der Dokumentation der ukrainischen Kriegsverbrechen versucht man auch zu ermitteln, aus welchen Ländern die Munition für die Artillerie geliefert wurde, die für den Tod und die Verwundung von Zivilisten verantwortlich ist und die im Donbass zivile Infrastruktur zerstört. Ein eigens eingerichtetes Ermittlungskomitee ist für das Sammeln und die Sicherung von Beweisen zuständig. 

Dass man in Deutschland über die deutlichen Anzeichen von Faschismus in der Ukraine nicht nur geflissentlich hinwegsieht, sondern sie relativiert und Faschismus und Terrorismus im Kampf gegen Russland sogar instrumentalisiert, nimmt man in Russland angesichts der deutschen Geschichte mit großer Verwunderung und Erstaunen wahr. 

Die Pläne der EU für ein Tribunal gegen Russland haben wenig Aussichten auf Erfolg. Es wird an der notwendigen Anerkennung fehlen. Ob das bei dem russischen Vorhaben auch der Fall sein wird, ist aktuell schwer zu sagen. Schwer zu sagen ist auch, ob sich dort nicht neben vielen Ukrainern auch deutsche Politiker und vor allem Politikerinnen zu verantworten haben. Gänzlich ausgeschlossen ist es nicht. 

Mehr zum Thema – US-Beamte: Ukraine verlor seit Beginn der Feindseligkeiten rund 100.000 Soldaten

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Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.