Europa

"Coronafreies" Montenegro öffnet vorerst nur einigen Ländern seine Grenzen – Verärgerung in Serbien

Montenegro ist "coronafrei" und öffnet die Grenzen für Ausländer – aber unter bestimmten Voraussetzungen. Serbien, das seine Grenze zum Nachbarn ohne Einschränkungen aufmacht, steht derzeit nicht auf der Liste der ausgewählten Staaten. In Belgrad sorgt dies für Unmut.
"Coronafreies" Montenegro öffnet vorerst nur einigen Ländern seine Grenzen – Verärgerung in SerbienQuelle: www.globallookpress.com © Martin Siepmann / imageBROKER.com

Die COVID-19-Pandemie stellt im Urlaubsland Montenegro keine Gefahr mehr dar. Denn das kleine Westbalkanland mit rund 640.000 Einwohnern sei "coronafrei". Dies verkündete der Premierminister des Landes Duško Marković am Montag in der Hauptstadt Podgorica. Montenegro werde deshalb ab 1. Juni seine Grenzen für ausländische Staatsbürger öffnen – doch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Demnach werden nur Bürger jener Staaten ohne Auflagen einreisen dürfen, in denen die Rate der aktiven Corona-Infizierten bei 25 und weniger pro 100.000 Einwohner liege.

Marković listete zugleich auch die ersten Staaten auf, die dieses Kriterium erfüllten: Kroatien, Slowenien, Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien, Ungarn, Albanien und Griechenland. Derzeit nicht auf der Liste steht das Nachbarland Serbien. Somit müssten serbische Staatsbürger nach derzeitigem Stand vor Einreise etwa über einen negativen Corona-Test verfügen, der nicht älter ist als 48 Stunden. Zudem müssten sie sich nach Grenzübertritt in Quarantäne begeben.

Premierministerin Serbiens: Klare Botschaft an die serbischen Bürger 

In Serbien, das seine Grenzen jüngst selbst ohne jegliche Auflagen für ausländische Staatsbürger geöffnet hatte, sorgte diese Entscheidung für Verärgerung. Als eine der Ersten reagierte die serbische Premierministerin Ana Brnabić. Sie bezeichnete den Schritt der Regierung in Podgorica als eine klare Botschaft an die serbischen Bürger und ergänzte:

Ich bitte die Bürger, in Serbien zu bleiben und, wenn sie nicht müssen, dann nicht dahin zu fahren, wo Serben unerwünscht sind.

In Montenegro, das stark vom Tourismus abhängig ist, waren im vergangenen Jahr – neben russischen – die serbischen Staatsbürger unter den häufigsten Besuchern des Adria-Landes. 

Auch der serbische Präsident meldete sich kurze Zeit später zu Wort und kritisierte die Entscheidung aus Podgorica als "politisch" motiviert. Aleksandar Vučić betonte, dass sich Serbien nicht in diese Schlammschlacht begeben wird. Die Grenzen des Landes blieben auch für montenegrinische Staatsbürger offen. Man werde etwa nicht an der Grenze Menschen aufhalten oder Schätzungen durchführen, wer wie viele Tests gemacht habe oder an welchen Krankheiten jemand gestorben sei, ohne es den Behörden zu melden.

Podgorica spricht von Entscheidung auf epidemiologischer Grundlage

Aus Montenegro hieß es hingegen stets, die Entscheidung sei auf epidemiologischer Grundlage getroffen worden und könne in den nächsten Tagen auch wieder geändert werden. 

In Belgrad blieb es dann doch nicht nur bei versöhnlichen Worten. Der montenegrinischen Luftfahrtgesellschaft Montenegro Airlines wurden kurzerhand die Landerechte für den Belgrader Flughafen "Nikola Tesla" entzogen. Außenminister Ivica Dačić sprach von einer Maßnahme, die "Wechselseitigkeit" herstellen soll.

Seit Monaten gibt es zwischen Belgrad und Podogorica anhaltende Spannungen. Grund ist das neue Religionsgesetz, das Ende vergangenen Jahres verabschiedet wurde. In Montenegro gehören die meisten Gläubigen der serbisch-orthodoxen Kirche an, die in diesem Gesetz ein Vorantreiben der Enteignung der heiligsten Stätten durch den Staat sieht. Der Zwist führte vor der Corona-Pandemie zu massenhaften Protesten im Adria-Land. Die politische Führung in Podgorica spricht jedoch davon, das durch das Gesetz die Besitzverhältnisse endlich geklärt werden sollen. Zudem wirft Montenegro vor allem den Nationalisten in Serbien vor, durch den Kirchenstreit und die offene Unterstützung der Demonstranten in Montenegro die 2006 wiedererlangte Unabhängigkeit des Landes zu untergraben.

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