Nordamerika

Ende für Minuteman III naht: US Air Force testet Silos für künftige Interkontinentalraketen Sentinel

Die US Air Force bereitet sich nach eigenen Angaben langfristig auf die Modernisierung von 450 Atomraketen-Silos vor, in denen bisher die über 50 Jahre alten Interkontinentalraketen vom Typ Minuteman III für einen Nuklearwaffenangriff bereitstehen sind. Die strategischen interkontinentalen Atomraketen (ICBM) Minuteman III sollen im Laufe des kommenden Jahrzehnts durch Sentinel-Raketen ersetzt werden.
Ende für Minuteman III naht: US Air Force testet Silos für künftige Interkontinentalraketen Sentinel© US Air Force

Die USA haben mit der Modernisierung des bodengestützten Teils ihrer Kernwaffen-Triade begonnen. Das geht aus einem Bericht der Fachzeitschrift Breaking Defense hervor. Demnach sollen laut Plänen der US Air Force die über 50 Jahre alten ballistischen Interkontinentalraketen (ICBM) vom Typ LGM-30 (Minuteman III)bis zum Jahr 2033 alle durch derzeit noch in Entwicklung befindliche ICBMs vom Typ LGM-35A Sentinel des Rüstungskonzerns Northrop Grumman ersetzt werden. Da die Sentinel-Raketen jedoch größer sind als die bereits seit den 1970er Jahren im Dienst befindlichen Vorgänger Minuteman III, müssen zuvor die 450 Startsilos umgerüstet werden, in denen diese Interkontinentalraketen untergebracht sind.

Das sei ein "großes Unterfangen", mit dem die US Air Force Mitte bis Ende der 2020er Jahre beginnen zu können hofft, erklärte der stellvertretender Stabschef für strategische Abschreckung und nukleare Integration der US Air Force Generalleutnant James Dawkins auf einer Veranstaltung in der in Arlington (Virgina) ansässigen Denkfabrik "Mitchell Institute". Dawkins betonte dabei, dass das Ausmaß dieses Siloumbaus etwas sei, das der Nuklearkomplex der US Air Force seit "über 50 oder 60 Jahren" nicht mehr erlebt habe. Dabei gehe es nicht nur um die Aktualisierung mittlerweile ebenso veralteter Computer und Software, sondern auch um den Bau weiterer, neuer unterirdischer Anlagen, betonte er:

"Was die Verteidigungsindustrie wissen muss ... ist, dass es sich um ein Ausmaß handelt, das wir seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben."

Die Atomraketen-Silos, wie sie etwa über Wyoming, Montana und North Dakota verteilt sind, wurden bereits in den frühen 1960er Jahren für eine noch frühere Generation von Raketen gebaut und so konzipiert, dass sie gegnerischen Nuklearangriffen standhalten könnten. Während sie den Ansprüchen des Minuteman-Programms noch genügten, müssen die Silos für den Betrieb mit künftigen hochmodernen Sentinel-Raketen hingegen ausgebaut und modernisiert werden. Denn bereits vor Jahren kam das US-Verteidigungsministerium zu dem Schluss, dass erst die LGM-35A Sentinel die Aufrechterhaltung des Systems der Land-gestützten strategischen Abschreckung (GBSD) seitens der USA besser gewährleisten könne und zudem weniger koste als eine ebenso mögliche Verlängerung der Lebensdauer der derzeitigen ICBMs Minuteman III von Boeing.

Dawkins wies laut einem Bericht zudem darauf hin, dass die Minuteman-Silos ursprünglich in freie Felder gegraben und dann nach und nach mit neuer Ausrüstung versehen wurden. Bei den geplanten Modernisierungen ginge es jedoch sowohl um die Renovierung der vorhandenen alten als auch um den Bau neuer Anlagen. "Wir müssen zu den Standorten gehen, an denen bereits Ausrüstung vorhanden ist, und diese stilllegen, einen Teil davon ausgraben, einen Teil der Anlagen zerstören und dann neue Anlagen dort errichten, wo die alten Anlagen standen. Das ist also die Herausforderung. Wenn man neun Jahre lang durchschnittlich eine Anlage pro Woche abbauen muss, ist das insgesamt ein ziemlich großer Arbeitsaufwand", sagte Dawkins.

Generalmajor Michael Lutton, Befehlshaber des 20. Air Force Global Strike Command, das für die Aufrechterhaltung und den Betrieb der ICBM-Streitkräfte zuständig ist, verwies in diesem Zusammenhang gegenüber Breaking Defense darauf, dass die US-Streitkräfte und dessen Auftragnehmer-Konsortium von Northrop Grumman über einige Erfahrungen verfügen würden, die dazu beitragen können, den Zeitrahmen für die Umrüstung etwas zu verkürzen. Demnach habe der Rüstungskonzern Northrop Grumman im Zuge der Entwicklung der Sentinel-Raketen bereits in Promontory im US-Bundesstaat Utah ein erstes Erprobungssilo errichtet, um die neuen ICBM darin testen zu können.

"Vor etwa anderthalb bis zwei Jahren wurde eine Minuteman-III-Startanlage von Grund auf neu gebaut, und das Auftragsnehmerkonsortium hat mit dieser Minuteman-III-Startanlage experimentiert, wie die bestehenden Startanlagen im Raketenkomplex umgebaut werden können", erklärte Lutton. "Das sollte einige Zeit in Anspruch nehmen." Angesichts der anstehenden Modernisierung machte der General zudem auf das insgesamt bereits veraltete Instandhaltungskonzept der US Air Force aufmerksam. Mit dem Wechsel auf die Sentinel-ICBM solle die US Air Force daher zugleich ein neues Konzept einführen, das die Effizienz des Atomraketen-Programms steigern könne, empfahl der General. 

"Das Konzept wird nicht auf dieselbe Art und Weise umgesetzt, wie wir bisher die Minuteman III versorgen, bei denen wir eine Hauptbasis haben, von der aus wir dann im Raketenkomplex operieren. Ich gehe davon aus, dass wir künftig kleinere logistische Zentren im Raketenkomplex haben werden", sagte Lutton. "Auf diese Weise verkürzt sich die Zeit für die Auftragnehmer, um bisher etwa zwischen einem Hauptstützpunkt wie der Francis E. Warren Air Force Base in der Nähe von Cheyenne (in Wyoming) und Westnebraska, Nord-Colorado oder Ost-Montana hin- und herreisen müssen."

"Diese kleinen Effizienzgewinne sind meiner Meinung nach von entscheidender Bedeutung, wenn man sie auf der Makroebene betrachtet."

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