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Britische Panzerlieferungen – möglicher Beginn einer schleichenden Besetzung der Westukraine

Mit der britischen Übergabe von Panzern, Panzerhaubitzen und möglicherweise auch Hubschraubern startet der Westen eine schleichende Besetzung der Westukraine. Davon sprechen russische Experten, die anmerken, dies sei der Plan B der ukrainischen Regierung.
Britische Panzerlieferungen – möglicher Beginn einer schleichenden Besetzung der WestukraineQuelle: Gettyimages.ru © Matthew Fearn

Von Rafael Fachrutdinow

London wird Challenger-2-Panzer, Selbstfahrgeschütze vom Typ AS90 und möglicherweise auch Apache-Hubschrauber nach Kiew liefern. Experten weisen darauf hin, dies werde zwar eine ernsthafte Herausforderung für die Beziehungen zu Moskau darstellen, aber keinen bedeutenden Umschwung im Ukraine-Konflikt verursachen. Welche Ziele können westliche Staaten mit der Lieferung von modernem NATO-Einsatzgerät an die Ukraine tatsächlich verfolgen?

Die britische Regierung hat erklärt, dass sie Kiew 14 Challenger-2-Panzer und rund 30 Selbstfahrlafetten vom Typ AS-90 liefern werde. Dem Bericht zufolge soll die Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte für den Betrieb dieser Fahrzeuge in den nächsten Tagen beginnen. Insgesamt seien in den vergangenen sechs Monaten "Tausende" ukrainischer Militärangehöriger in Großbritannien ausgebildet worden, so die britische Regierung.

Das Büro kündigte an, dass die britische Diplomatie in der kommenden Woche in der ganzen Welt aktiv sein werde, nachdem der Premierminister die Abteilungsleiter angewiesen hatte, im Vorfeld des Jahrestages der Ausweitung des Ukraine-Konflikts die internationalen Bemühungen anzuführen. Das Büro teilte auch mit, dass Sunak der Ukraine für 2023 den gleichen oder sogar einen größeren Geldbetrag als 2022 für Militärhilfe zugesagt habe, berichtete TASS.

In dem Kommuniqué wird behauptet, Großbritannien wolle angeblich einen längeren Stellungskrieg in der Ukraine vermeiden. Das Büro betonte auch, dass London sich als internationaler Katalysator für die Bemühungen um militärische Unterstützung für Kiew sehe. In der Downing Street wurde angemerkt, dass der britische Premierminister die Verbündeten auffordere, die geplante militärische Unterstützung so schnell wie möglich nach Kiew zu schicken, um die Ergebnisse zu maximieren.

Überdies verfügt der deutsche Konzern Rheinmetall über 88 Leopard-Panzer und 22 Leopard-2-Panzer, die aber erst in einem Jahr für den Transport in die Ukraine bereit würden, wie Konzernchef Armin Papperger bekanntgab. Selbst wenn die Panzerlieferung nach Kiew morgen zugesagt werde, werde sie frühestens Anfang 2024 vollzogen, da die Ausrüstung lange vorbereitet werden müsse, bevor sie unter Kampfbedingungen eingesetzt werden könne, hieß es.

Zugleich zitierte der Mirror eine Quelle aus dem Verteidigungssektor, London werde der Ukraine nach den Challenger-2-Panzern bis zu vier Apache-Kampfhubschrauber schicken. Der Quelle zufolge handele es sich um eine Verlegung von Apache AH64-E-Hubschraubern, der modernsten Version der Hubschrauber, die mehrere Ziele in Sekundenschnelle zerstören kann. "Der Apache wird die Spielregeln verändern", so die Quelle.

Bald jedoch bezeichnete das britische Verteidigungsministerium die Informationen in dem Mirror-Artikel als unwahr. Die Sky News-Korrespondentin Deborah Haynes schrieb darüber auf ihrem Twitter-Account:

"Das Verteidigungsministerium teilt mit, dass der Artikel, in dem behauptet wird, Großbritannien werde Apache-Kampfhubschrauber in die Ukraine schicken, nicht korrekt sei."

Sie wies auch auf eine Ankündigung der britischen Regierung vom 14. Januar über weitere Hilfe für die Ukraine hin und brachte zum Ausdruck, der britische Verteidigungsminister Ben Wallace werde am Montag weitere Einzelheiten bekanntgeben. Das Material des Mirror ist zur Zeit nicht verfügbar, berichtet RBC. Jedoch könnten diese "Medien-Fakes" über die Hubschrauberlieferungen und die anschließenden verspäteten Dementis ein Test für die Reaktion Moskaus sein.

Zuvor waren solche inoffiziellen Berichte über westliche Lieferungen von Mehrfachraketenwerfern, Panzern und Flugabwehrraketensystemen an die Ukraine ihrer tatsächlichen Verlegung auf ukrainisches Gebiet vorausgegangen.

Die Boeing AH-64 Apache ist ein US-Hubschrauber. Er kann mit 16 Hellfire-Panzerabwehrraketen, mit 76 70-mm-Hydra-Raketen und einer 30-mm-Autokanone ausgerüstet werden. Vier Apache seien in der Lage, ein ganzes Regiment von 70 Panzern im Nu zu vernichten, schrieb die Zeitung. Die Hubschrauber werden von Rolls Royce-Motoren angetrieben, können Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen und mehr als 250 potenzielle Ziele in Entfernungen von bis zu 16 km erkennen. Der Preis für einen Apache wird auf rund 85,6 Millionen US-Dollar geschätzt.

Zuvor war berichtet worden, dass sich Warschau als erstes entschieden haben soll, Kiew eine Charge Leopard-Panzer aus deutscher Produktion bereitzustellen, über die die polnische Armee verfügt. Die polnischen Streitkräfte haben 126 Leopard-Panzer in der Version 2A4 und 105 Fahrzeuge in der Version 2A5. Es wurde auch mitgeteilt, dass der Westen beabsichtige, mit der Lieferung schwerer gepanzerter Fahrzeuge an die Ukraine die "rote Linie" zu überschreiten. Diese Angelegenheit wird bereits von Großbritannien und Deutschland mit ihren Partnern diskutiert. Der französische Präsident Macron sagte Kiew die Lieferung von Radpanzern des Typs AMX-10 RC zu, doch die ukrainischen Behörden bestehen auf der Übergabe von schwereren Fahrzeugen, darunter der amerikanische M1 Abrams und der deutsche Leopard 2. Alexander Artamonow, NATO-Experte und Absolvent der französischen Höheren Diplomatischen Akademie, sagte diesbezüglich:

"Die Verlegung einer Kompanie Challenger 2 und mehrerer Apache sieht wie der Beginn des Plans B der ukrainischen Regierung aus – die friedliche Besetzung des Territoriums der sich auflösenden ukrainischen Junta durch Polen. Unterm Strich werden wahrscheinlich vor allem britische und polnische Militärangehörige an den Hebeln dieser und anderer verlegter Panzer sowie am Steuer der Hubschrauber sitzen. Mit anderen Worten, dies ist der Beginn der Verlegung polnischer Militäreinheiten in die Westukraine. Die NATO geht davon aus, dass die Sonderoperation in etwa auf den derzeitigen Positionen enden wird, während die Region Lemberg und andere westliche Regionen der Ukraine, wo die Polen bleiben werden."

Artamonow zufolge erwarte Brüssel, dass Moskau unter diesen Bedingungen verhandlungsbereit sein werde und der Westen dies als seinen Sieg interpretieren werde:

"Übrigens hören wir solche Appelle schon in unseren Medien und in der Medienwelt allgemein, sonst – so klingt es in diesem Zusammenhang – müssten wir angeblich mit der ganzen NATO in den Krieg ziehen. Ich denke, wir sollten diesem Szenario zumindest darum nicht zustimmen, dass letztes Jahr während des NATO-Treffens auf dem Militärflugplatz Ramstein in Deutschland und in anschließenden Konsultationen erklärt wurde, dass die Allianz nicht für die Interessen Polens in den Krieg ziehen werde. Darüber hinaus spricht Artikel 5 des Nordatlantikvertrags von kollektiver Verteidigung, nicht von Angriff. Unddieser ist nicht verpflichtend, sondern hat Empfehlungscharakter."

Wenn diese Panzer und Hubschrauber dennoch die russischen Streitkräfte angreifen, sollte die Tatsache, dass NATO-Truppen an den Zusammenstößen beteiligt sind, von Moskau als Casus Belli – "ein Kriegsgrund" – betrachtet werden, so der Analyst weiter:

"Außerdem bedeutet die Besetzung der Westukraine durch Polen die Einrichtung von Militärstützpunkten dort, einschließlich derjenigen der NATO, und infolgedessen das Vordringen der Allianz nach Osten um weitere 100-200 km. Alles, was jetzt geschieht, ist also meiner Meinung nach bereits die rote Linie, über die Russland dem Westen und Kiew nicht erlauben sollte, hinauszugehen. Ich denke, unser Oberbefehlshaber sollte eine Entscheidung über die Durchführung eines Angriffs mit 'unsignierten' Drohnen auf Polens Verkehrsinfrastruktur treffen."

Um den Apache zu fliegen, müssten ukrainische Piloten, die zuvor mit den sowjetischen Mi-8-Maschinen geflogen waren, mindestens einen Monat, wahrscheinlich sogar zwei bis drei Monate lang umschulen, aber das werde niemand tun, weil die Polen am Steuer sitzen würden, fügte der Pilotenausbilder der Luftwaffe, Major Andrei Krasnopjorow, hinzu. "Generell gibt Großbritannien der Ukraine, was sie selbst nicht brauchen. Außerdem sind sie ein sehr leichtes Ziel für unsere Luftabwehr und Luftwaffe, sie werden Panzir nicht überwinden können. Sie können Wärmeköpfe abfeuern, aber die Raketen, die Russland in der speziellen Operation einsetzt, haben mehrere Lenkungsstufen. Es ist also zweifelhaft, dass diese Hubschrauberreihe zum Einsatz kommen wird. Höchstwahrscheinlich werden sie in den westlichen Regionen der Ukraine stationiert werden", erläuterte er.   

Übersetzt aus dem Russischen, zuerst erschienen bei Wsgljad.

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