Europa

Trotz Energiekrise: Niederlande wollen das größte Gasfeld der EU schließen

Die Energiekrise in Europa ist noch nicht vorbei, doch die Niederlande halten an ihrem Plan fest, die Förderung auf dem größten Gasfeld der EU einzustellen. Die steigende Erdbebengefahr mache den Betrieb von Groningen gefährlich, erklärte der Staatssekretär für Bergbau.
Trotz Energiekrise: Niederlande wollen das größte Gasfeld der EU schließenQuelle: Gettyimages.ru © Cris Toala Olivares

Die niederländische Regierung beabsichtigt, die Förderung des Gasfeldes Groningen noch in diesem Jahr endgültig einzustellen, wie der Staatssekretär für Bergbau Hans Vijlbrief der britischen Zeitung Financial Times erklärte.

Das größte Gasfeld Europas liegt nur wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze. Bereits seit 2014 wird die Gasförderung in Groningen gedrosselt. Dies unterstrich auch der niederländische Staatssekretär. Das Feld produziere bereits jetzt nur einen Bruchteil seiner Kapazität, und es sei "sehr gefährlich", es weiterzubetreiben, so der Offizielle. Der britischen Tageszeitung teilte Vijlbrief mit:

"Wir werden wegen der Sicherheitsprobleme keine weitere Anlage eröffnen. (...) Ich werde es nicht tun, weil es bedeutet, dass man die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben erhöht, wofür ich nicht verantwortlich sein möchte."

Der niederländische Staatssekretär für Bergbau erklärte weiter:

"Es ist ganz einfach: Jeder, der etwas von Erdbebengefahr versteht, sagt mir, dass es wirklich sehr gefährlich ist, [in Groningen] weiter zu produzieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass es klug ist, die Anlage zu schließen."

Der Staatsbeamte wies darauf hin, dass das Land plane, die Anlage bis zum 1. Oktober dieses Jahres stillzulegen. Doch man halte sich auch die Option offen, den Betrieb um ein Jahr – bis Oktober 2024 – zu verlängern, falls in Europa nach dem Winter eine Gasknappheit herrschen sollte.

Berichten zufolge gibt es in Groningen Erdgasreserven im Wert von etwa einer Billion US-Dollar. Die Anlage war 1963 in Betrieb genommen worden und förderte in der Spitze vor zehn Jahren über 50 Milliarden Kubikmeter Gas. Da der Förderprozess jedoch zu Erdbeben führte, die die Häuser der Anwohner bedrohten, wurde die Fördermenge schließlich reduziert. Seit den 1980er-Jahren wurden in der Umgebung von Groningen jährlich bis zu 100 bohrungsbedingte Erschütterungen registriert, und laut der Financial Times wurden bis heute rund 160.000 Schadensersatzforderungen eingereicht.

Die Niederlande wurden im vergangenen Jahr von verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten unter Druck gesetzt, die Produktion am Standort zu erhöhen, als ein Rückgang der Lieferungen aus Russland die Gaspreise auf dem Kontinent auf historische Höchststände steigen ließ. Den Haag wies diese Forderung zwar zurück, verschob aber die Pläne zur Stilllegung des Feldes. Die jährliche Fördermenge wurde auf 2,8 Milliarden Kubikmeter reduziert, da eine Förderung von mehr als fünf Milliarden Kubikmetern das Risiko von Erdbeben erhöhen würde, so Vijlbrief.

Russland war früher der größte Gaslieferant der EU gewesen und hatte 40 Prozent (155 Milliarden Kubikmeter) des gesamten EU-Gasverbrauchs im Jahr 2021 abgedeckt. Im vergangenen Jahr war Moskau gezwungen, die Gaslieferungen durch die Jamal-Europa-Pipeline und die Nord-Stream-1-Gasleitung aufgrund von Sanktionen wegen des Konflikts in der Ukraine zu reduzieren oder gar zu unterbrechen. Ende September wurden die Lieferungen durch Nord Stream 1 dann vollständig eingestellt, nachdem die Gasleitung durch Sabotage beschädigt worden war.

Russland liefert weiterhin Gas an bestimmte europäische Abnehmer über eine Transitleitung durch die Ukraine und die TurkStream-Pipeline durch die Türkei. Doch die Liefermengen sind nur noch ein Bruchteil jener Mengen von 2021. Branchenexperten warnen davor, dass die EU aufgrund der hohen Lagerbestände derzeit zwar relativ sicher mit Gas versorgt ist, aber Schwierigkeiten bekommen könnte, wenn es an der Zeit ist, die Speicher für den nächsten Winter aufzufüllen.

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